Mietwagenrundreise „Westkanada für Genießer“

3 Wochen Mietwagenrundreise "Westkanada für Genießer"

Wir sind wohlbehalten zurück. Drei erlebnisreiche Wochen mit einem nagelneuen Mietauto, das in Deutschland womöglich als SUV angesehen wird, in Kanada aber ein Kleinwagen ist, sind rasch vergangen.

Der Reiseverlauf entsprach unserer Absprache und war mit der Destination App gut nachvollziehbar. Die Quartiere waren sauber und ordentlich. Auf höhere Ausstattung legten wir keinen Wert, weil wir ohnehin viel unterwegs sein wollten.

Die erste Unterkunft in Vancouver. Das Auberge Hotel liegt ideal für eine Stadterkundung zu Fuß. Vielleicht kann man noch dazu informieren, dass der Hotelparkplatz auf der Rückseite des Hotels liegt. Der Hoteleingang ist nämlich an einer stark befahrenen Straße und es parken viele Fahrzeuge in dem relativ kurzen Bereich vor dem Haus. Parkplatz zu finden, ist dann schwer, wenn man sich nicht auskennt. Das ganze Viertel ist mit Einbahnstraßen geregelt. Wenn man die Parkbucht verfehlt, fährt man einige Zeit im Carré herum.  Dass Parken in einer Großstadt Geld kostet, war uns bewusst.

Den Stanley Park kann man am Ufer entlang bequem zu Fuß erreichen. Der Beaver Lake im Park ist eine Oase mit blühenden Wasserpflanzen umgeben von Wald. Darüber hinaus bietet der Park Sehenswürdigkeiten, wie die Totempfähle und Aussicht auf die Stadtkulisse.

Die vor gebuchte Fähre nach Vancouver Island erreichten wir vor der Zeit und wurden trotzdem mitgenommen. Dadurch waren wir früher in Victoria und konnten das Zimmer im Hotel Vic beziehen. Das Hotel liegt außerhalb und so entschieden wir uns für die Erkundung der Stadt mit dem Auto in ein Parkhaus zu fahren. Das Parkplatz-Bezahlsystem im Parkhaus erschloss sich uns nicht. Wir bekamen aber Hilfe von einem freundlichen Kanadier, der wohl selbst schon daran verzweifelte. Später lasen wir, dass Parken am Straßenrand ab 8 pm Uhr kostenlos ist.

Bei herrlichem Wetter wollten wir nicht Museen anschauen und besuchten daher den Beacon Hill Park, ein grüner und großer Stadtpark. Die Kanadagänse sind auch hier überall vertreten. Ein besonderer Anziehungspunkt nicht nur für Kinder sind die Pfaue am Rand des Parks.

Auf dem Weg nach Tofino nahmen wir uns viel Zeit. Die Strecke führt durch Wälder und verleitet dazu, immer wieder mal auszusteigen und die Natur zu genießen.

Schön gelegen ist die Middle Beach Lodge in Tofino in einem eigenen Waldgebiet mit Strand. Dass die Betreiber ökologisch denken, merkt man auch im Zimmer und im Hotelangebot. Wer essen möchte, sollte sich in Tofino, dass man mit dem Auto schnell erreicht, umschauen. Die Lodge bietet zwar ein Dinner an, aber nur für vorher angemeldete Gäste. Morgens und auch tagsüber gibt es dafür aber frisch gebackene Kekse und Kleinigkeiten. Die App gab uns Tipps für Wanderungen und Spaziergänge. In Ucuelet, das ca. 40 km vor Tofino liegt. Wir empfanden den Wild Pazifik Trail als angenehmen Spazier-Wanderweg mit Aussicht auf die Küste.

In Tofino nahmen wir an einer Bären- und Wal-Beobachtung teil. Uns ist bewusst, dass Tiere nicht zu jeder Tages- und Jahreszeit zu sehen sind. Bezogen auf das Angebot scheint uns der Veranstalter nicht gut organisiert zu sein. Trotz frühem Eintreffen um 6 Uhr dauerte es eineinhalb Stunden, bis wir losfuhren. Bären sind dann meist schon wieder im Wald. Die Sitzplätze im Zodiac sind ungünstig angeordnet. Wer mit Blick zu einer Seite sitzt, kann Tiere, auf die man zufährt, nicht sehen. Außerdem ist uns von anderen Anbietern bekannt, dass es für die Wal-Beobachtung auch an Land Beobachtungsposten gibt, die den ungefähren Standort mitteilen. Schlussendlich sahen wir aus der Ferne einen Schwarzbären und bei einer zweiten Ausfahrt Orcas und zum Glück auch Seeotter. Für die Kinder an Bord war das aber ein enttäuschendes Erlebnis, weil sie nicht viel sehen konnten.

Da Tofino nur über eine einzige Straße erreichbar ist, sollte man sich über Bauarbeiten und Waldbrände Informieren. Wir erfuhren, dass diese Straße just am Tag unserer Weiterreise zur Fähre nach Nanaimo wegen Bauarbeiten gesperrt wird. Daher mussten wir uns für die 200 km Strecke sehr früh auf den Weg machen.

Dass die Reise von Kennern der Gegend geplant wurde, merkten wir an den Strecken, die uns vorgegeben waren.

Das Adara Hotel in Whistler liegt im Zentrum des Geschehens. Wie in vielen Touristenorten kostet Parken extra, aber Alternativen liegen halt weiter außerhalb und außerdem ist man ja im Urlaub.

Wir gehen davon aus, dass unser Wunsch, Bären zu sehen, unseren Reiseanbieter dazu bewog, uns dort einzuquartieren. Im Hotel sagte man uns, auf dem nahegelegenen Golfplatz würden die Bären täglich gesehen und ein Mitarbeiter des Golfplatzes bestätigte dies. Frohgemut liefen wir also frühmorgens, mittags und abends am Golfplatz vorbei. Wir sahen viel frischen Bärendreck, aber keinen Bären. Auch bei einem ausgedehnten Spaziergang im umliegenden Wald fanden wir nur Hinterlassenschaften. Dafür aber einen Schneehasen. Nun, so ist das halt mit wilden Tieren. Ein Hotelmitarbeiter sagte uns, wir sollten froh sein, keinen Bären getroffen zu haben.

Die Fahrt nach Kamloops offenbart eine andere Landschaft. Es ist mehr eine Halbwüste, trocken und trotzdem reizvoll.

Das Sandman Signature Hotel in Kamloops liegt an den Bahngleisen. Kamloops ist ein wichtiger Bahnknoten und wenn man kanadische Züge sieht, dann sind diese einige Kilometer lang. Entsprechend geräuschvoll können Zimmer zu den Bahngleisen in der Nacht sein. Zum Ausgleich für den Bahnbetrieb bekamen wir eine Suite, die war gut eingerichtet und schlafen konnten wir auch.

Die Stadt selbst bietet keinen Höhepunkt, wohl aber ein schönes Wandergebiet am Rand, den Kenna Cartwright Nature Park. Wir sind den Hillweg gelaufen, der Ausblicke auf die Stadt bietet und überraschten eine farbige gelb-schwarze Schlange beim Sonnenbaden, die dann schnell unter einem Baumstumpf verschwand. Streifenhörnchen, Schmetterlinge und natürlich Vögel sind an den Hängen zuhause. An einem Aussichtspunkt erfuhren wir dann auch, dass es in dieser Gegend Klapperschlangen geben würde.

Die Strecke nach Jasper bietet immer wieder landschaftliche Eindrücke, an denen wir gehalten haben. So wurde es spät, als wir in Becker’s Chalets eintrafen. Die Blockhäuser stehen an einer Biegung des Athabasca River. Wir bezogen eine gut ausgestattete Zweizimmerwohnung in einem der Blockhäuser. Das Abendessen im Lokal der Lodge war ein kulinarischer Höhepunkt gegenüber den Burgen sowie Fish und Chips, die wir unterwegs bekamen. Bedrückend ist jedoch der Eindruck der verbrannten Wälder ringsum. Die Waldbrände im Herbst letzten Jahres haben die Region bis etwa 30 km um Jasper vernichtet. Mancherorts kommt bereits Gras durch die schwarze Erde. Die verkohlten Baumstämme strahlen aber einen eigenen maroden Reiz aus. Wir fragen uns, wie die Lodge das überstehen konnte. Container-Wohnungen am Stadtrand zeugen davon, dass viele Bürger ihre Wohnungen bei dem Waldbrand verloren haben. Im städtischen Leben merkt man als Tourist der Stadt diese Katastrophe jedoch nicht an. Wanderwege und Sehenswürdigkeiten im Umfeld sind noch gesperrt, so auch der Maligne Canyon.

Auf der Straße zum Maligne Lake, sahen wir dann endlich die erhofften Bären am Straßenrand. Offensichtlich suchen die Grizzlys am Abend nochmals den Medicine Lake auf und spazieren dann in aller Ruhe den Hang hinauf und überqueren dabei die Straße. Ein entgegenkommender Fahrer signalisierte uns, dass etwas auf der Straße ist. Als wir dann die vielen Autos mit Warnblinker sahen, war klar, ein Bär ist in der Nähe.

Natürlich gab es einen Stau, weil wir alle die Tiere aus nächster Nähe sehen wollten. Wir hatten Glück und konnten eine Bärin mit zwei Jungtieren beobachten. Der Höhepunkt für uns, weil wir ja endlich Bären in freier Wildbahn erleben durften. Am folgenden Tag fuhren wir gleich nochmal zu dem Punkt und hatte wieder Glück. Aussteigen zum Fotografieren ist verboten und so scheuchen Ranger leichtsinnige Touristen in ihr Fahrzeug zurück. Ich gebe zu, ich war ebenso der Verlockung auf schöne Fotos erlegen.

Fast hätte ich vergessen, dass wir auch am Maligne Lake einen ausgedehnten Abendspaziergang machten. Die Wälder um den See sind noch in Takt – und die Mücken auch.

Pyramid Lake und Moab Lake liegen in schönen Waldgebieten. Vermutlich kommen nur wenig Besucher zum Moab Lake, der verschwiegen zwischen Waldhängen liegt.

Nach Canmore ist der Icefields Parkway eine Straße mit Aussicht auf Berge und Gletscher. Bei blauem Himmel eine Traumlandschaft. Man merkt dabei nicht, dass ein Pass mit 2000 m Höhe überquert wird. Aber Vorsicht auch hier: Bären queren die Straße ganz unverhofft. Uns fiel ein Parkwächter mit Ortungsantenne auf, der wohl genau wusste, wo der Vierbeiner unterwegs ist und prompt standen dann auch wieder alle Autos mit Blinklicht. Leider versperrte uns ein Campingmobil die Sicht auf das Tier.
Canmore ist eine lebendige Stadt, mit vielen Touristen und einer Fußgängerzone. Das Hotel Grande Rockys Ressort ist stadtnah gelegen. Die nahe Autobahn bemerkt man nicht, weil Bäume das Hotel abschirmen. Ein gasbetriebener Kamin erschien uns zunächst als übertrieben, waren die Temperaturen bei unserer Ankunft doch angenehm. Am vorletzten Tag unserer Reise brach jedoch nochmal ein Wintertag ein. Es schneite und die Temperaturen sanken auf knapp über den Gefrierpunkt.

Sehenswert sind die kleinen Grassi Lakes, weil die Wasseroberfläche in einem satten grünblau leuchtet. Wilde Dickhornschafe lecken das Streusalz des Winterbetriebes und versperren die Straße. Viele Touristen wollen auch den Johnston Canyon durchwandern. Mit etwas Anstrengung liefen wir dann noch zu den Ink Pods, kleine Quellen, die durch aufsteigenden Sand eine eigene Farbgebung erhalten. Weil viele touristisch interessante Straßen im Umfeld von Banff gesperrt waren, konzentrierte sich vermutlich der Tourismus an den Sehenswürdigkeiten.

Der Weg nach Calgary führt aus den Rockys heraus und man erlebt erneut eine andere Landschaft.

Die Zeit bis zum Abflug verbrachten wir im Nose Hill Park von Calgary.
Eine schöne Reise, an die wir uns gerne erinnern, nahm mit dem Rückflug mit Edelweis Air sein Ende. Die Schweizer Fluggesellschaft bietet auch in der Economy Class einen angenehmen Flug. In den Außenreihen gibt es nur zweier-Sitze. Für Paare eine gute Lösung, weil man keinen Fremden bitten muss, aufzustehen.

Übrigens, wir haben in den drei Wochen alle Käufe und Ausgaben mit der Kreditkarte bezahlt, auch kleine Beträge. Wir benötigten kein Bargeld. Lediglich an einem Ausflugspunkt wollten wir an einem provisorischen Stand eines Kleinbauern dessen Erdbeeren kaufen. Da für ihn wohl die elektronische Abrechnung zu teuer ist, konnten wir ohne Bargeld nichts erhalten. Wir merkten ihm seine Enttäuschung an.